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Johann Wendelin Glaser (1713–1783)

 

Johann Wendelin Glaser kam am 30. April 1713 in Ostheim vor der Rhön als Sohn des dortigen Kantors und Schulmeisters Johann Georg Glaser (1684–1748) und dessen erster Ehefrau Maria Elisabeth, geb. Heym (1686–1728) zur Welt und wurde am 1. Mai 1713 getauft. Das Wohnhaus der Familie, die ehemalige Kirchbergschule neben der Kirchenburg St. Michael, ist noch heute erhalten.
Glaser besuchte zunächst die Lateinschule in Ostheim und ging dann auf das Henneberger Gymnasium in Schleusingen. Die humanistische Schulbildung erlaubte ihm später ein Theologiestudium, das die unabdingbare Voraussetzung für den Beruf des Kantors war, da dieses Amt eine Lehrtätigkeit an der Lateinschule einschloss. In Schleusingen wurde Glaser »praefectus chori musici«, der den Kantor bei Proben und Aufführungen zu unterstützen hatte. Nach zwei Jahren wechselte er in derselben Stellung nach Nürnberg und blieb dort sechs Jahre. Im Sommer 1737 kehrte der nun 24-jährige Glaser nach Ostheim zurück und wurde im August desselben Jahres Lehrer an der Deutschen oder Kirchhofschule, wo er auch wohnte. Ende Juni 1738 gab er die Lehrerstelle auf und studierte Theologie an der Universität Altdorf. 
1741 trat er als Praezeptor und Kantor in die Dienste des Grafen Ludwig von Hohenlohe-Langenburg. Im Frühjahr 1744 kam Glaser als Praezeptor der IV. Klasse an die Lateinschule in Wertheim, die in der Kilianskapelle neben der Stadtkirche untergebracht war. Er war kein guter Pädagoge. Als 1769 das Rektorat der Lateinschule neu besetzt werden sollte, wurde Glaser wegen seiner Unfähigkeit auf diesem Gebiet nicht berücksichtigt. Er sollte ja auch nicht als Lehrer glänzen, sondern vom falschen Amt aus die Kirchenmusik in Ordnung bringen. 1744 begann Glaser daher mit der Komposition von Kantaten. Auch nachdem er 1751 das Kantorenamt erhalten hatte und Praezeptor der III. Klasse geworden war, hatte er mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Als Kantor standen ihm zu: 75 fl. für den Schuldienst, 25 fl. für das Kantorat, 30 fl. für das Orgelspiel, 8 Malter Korn, 6 Eimer Wein und Akzidentien. Eingaben mit Bitten um zusätzliche Mittel musste er sowohl an den katholischen wie an den evangelischen Teil der Gemeinschaftsregierung einreichen. Da es sich dabei um Belange des evangelischen Gottesdienstes handelte, pflegte der katholische Teil finanzielle Mittel zu verweigern, worauf sich der evangelische Teil von einseitigen Zahlungen entbunden sah. Anders als in Langenburg war Glaser in Wertheim nicht für die Hofmusik zuständig. Der katholische Hof des Fürsten Carl Thomas hatte einen eigenen Kapellmeister, der auch die katholische Kirchenmusik besorgte. Glaser hatte jedoch Verbindungen zum Hof. So unterrichtete er von 1744 bis 1746 den Pagen Dubsky im Klavierspiel und erhielt dafür monatlich 2 Gulden.
1750 verfasste Glaser eine Schrift mit dem Titel: Praecentor bene Instructus, das ist: Gründlicher Unterricht von dem Geistlichen Choral=Gesang welchen ein Vorsinger in Kirchen und Schule zu wissen von Nöthen hat. Ihr Hauptteil ist eine Lehre von den Kirchentonarten, die Glaser an bekannten Kirchenliedmelodien erläutert.
Das Familienleben Glasers war wenig glücklich. Am 9. August 1741 heiratete er in »Behringersdorff ohnweit Nürnberg« Barbara Schmied, die Tochter eines Nürnberger Bürgers und Knopfpressers. Fünf der acht Kinder aus der ersten Ehe starben früh; der Sohn Jacob Gustav war Epileptiker und starb im Alter von 27 Jahren, und mit den beiden überlebenden Kindern Friedrich Ludwig und Maria Barbara zerstritt sich der Vater so, dass er sie enterbte. Seine Frau führte eine »stadtkundig schlechte Haußhaltung« und starb 1756. Am 3. November 1761 heiratete Glaser Maria Elisabeth Bauer aus Bessenheim, Tochter des württembergischen Zoll- und Akziseneinnehmers Johann Jacob Bauer. Zwei Kinder starben kurz nach ihrer Geburt.
Johann Wendelin Glaser starb in der Nacht zum 7. März 1783 in Wertheim. In seinem Nachlass befanden sich laut Inventar lediglich einige »alte Bücher-Schunken« und »ein altes Clavier«.

 

Literatur
Art. »Glaser, Johann Wendelin«, in: MGG2, Personenteil 7, hg. von Ludwig Finscher, Kassel [u.a.] 2002, Sp. 1049–1050 (Andreas Traub)

 

Biographie in: Karl-Eberhard Wagner: Johann Wendelin Glaser (1713–1783. Werkverzeichnis, Bonn 2013, S. 12–17.

 

Werkverzeichnis (Stand: 2022) von Karl-Eberhard Wagner, aktualisierte Fassung der Publikation im Butz Musikverlag 2013.

 

(Text: Karl-Eberhard Wagner)